13
Sep
2011

Zivilklausel

Sollten Universitäten Gelder für Projekte militärischer Forschung annehmen? Der Zusammenhang von Forschungsfinanzierung und Rüstungsforschung an Universitäten wird zunehmend kritisch gesehen. Hochschulen in ganz Deutschland werden von Rüstungslieferanten gesponsert. In den letzten zehn Jahren zahlte allein das Verteidigungsministerium mehr als 46 Mio Euro an 48 Hochschulen. Im Gegenzug forschen die Unis für die Zwecke des Militärs in den Bereichen Sensorik, Detektion, Materialforschung, Datenerfassung und medizinische Diagnostik. Nicht nur Studenten haben mit dieser Entwicklung ein Problem, denn viele sehen die Unabhängigkeit der Forschung in Gefahr. Im positiven Sinne kann man natürlich sagen, dass die Gelder den Unis neue Forschungsmöglichkeiten eröffnen, da teure Ausrüstungen für entsprechende Projekte angeschafft werden kann. Außerdem profitieren Studenten von den Verbindungen zu Wirtschaftsunternehmen, da sie gute Kontakte oder vielleicht sogar Jobchancen versprechen. Wenn jedoch Unternehmen Geld für Forschung zur Verfügung stellen, liegt der Verdacht nahe, dass sie auch Einfluss auf die Forschung nehmen. Die Ergebnisse der Rüstungsforschung dienen außerdem häufig nicht der Gesellschaft, sondern speziellen Interessengruppen. Beides widerspricht dem grundsätzlichen Forschungsanspruch der Universitäten, die gerade Auftragsforschung und die Aufgabe der Wissenschaft an sich hinterfragen sollte. An vielen Unis regt sich deshalb vermehrt Widerstand. Zu diesem Zweck wurde die sogenannte Zivilklausel geschafften, die eine derartige Zusammenarbeit von Universitäten und Rüstungsindustrie verbietet. Eine ganze Reihe von Universitäten wie z.B. die TU Berlin haben die Zivilklausel bereits in ihrer Hochschulordnungen verankert. In Bremen hat der Akademische Senat die Zivilklausel sogar verbindlich festgelegt. An Unis wie in Halle, Dresden, Jena und Köln befassen sich außerdem derzeit Studenten in Diskussionsrunden, Arbeitskreisen und Online-Petitionen mit dem Thema. Dass derartiges Engagement erfolgreich sein kann, zeigen die Studenten der Uni Rostock, an der inzwischen die Zivilklausel eingeführt wurde. Die RWTH hat die Zivilklausel noch nicht in der Hochschulordnung verankert, allerdings verlangt die Grüne Hochschulgruppen Aachen bereits seit einiger Zeit ihre Einführung.

Trackback URL:
https://morgendanach.twoday.net/stories/38779993/modTrackback

Der Morgen danach

Die Morgensendung im Hochschulradio Aachen auf der 99,1 MHz

Aktuelle Beiträge

Nachrichten
Neubau-Einweihung an der RWTH Die neugebaute Versuchshalle...
radiot - 20. Dez, 09:07
Nachrichten
Das Autonome Zentrum ist gerettet. Das AZ wird mindestens...
radiot - 2. Nov, 09:50
Nachrichten
Dr. Christina Regenbogen von der Aachen-Jülicher Forschungsallianz...
radiot - 18. Sep, 11:06
Lokalnachrichten
Gestern fanden sich mehrere Menschen am Elisenbrunnen...
radiot - 17. Sep, 11:43
Nachrichten
Die FH Aachen und die Handwerkskammer Aachen kooperieren...
radiot - 13. Sep, 09:26

Suche

 

RSS Box

Status

Online seit 6498 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 20. Dez, 09:07

Credits