14
Mrz
2008

Buchvorstellung

"Vormittag eines Rock'n Roll-Beraters" von Dietmar Sous

Untertitel: Empfehlungen für das Aufnehmen von Kassettenbändern für Verliebte

Dietmar Sous' Buch „Vormittag eines Rock'n Roll Beraters“ besteht aus neun kürzeren Geschichten, die von musikalischen Hitlisten und Tipps unterbrochen werden.
Trotz der thematischen Vielfalt, die in den verschiedenen Geschichten geboten wird, ist eine gewisse Ähnlichkeit der Protagonisten zu erkennen: Bei den Ich-Erzählern der einzelnen Geschichten handelt es sich immer um auf die eine oder andere Weise „gescheiterte“ oder zumindest nicht so erfolgreiche Musikfreaks, die auf ziemlich viel Unverständnis bei der Außenwelt stoßen.

In der Titelgeschichte zum Beispiel erklärt der Rock'n Roll Berater, wie man das perfekte Mixtape für eine Frau erstellt. Danach berichtet er jedoch auch von seinen persönlichen Misserfolgen: Zum Beispiel hat ihn mal eine hübsche Frau auf einer Party, wo er als DJ gearbeitet hatte, nach einem Song gefragt, den er gespielt hatte. Da hat er ihr natürlich gleich in mühevoller Arbeit ein Tape gemacht, nur um später festzustellen, dass sie es nicht zu würdigen wusste: „Weißt Du, ich bin einfach keine große Musikhörerin. Ich hab die Kassette meinem Freund Oliver gegeben und der findet sie spitze!“
In einer weiteren Geschichte berichtet der Autor von einem Mann, der in der Garage seiner verunglückten Eltern 10 000 Mark findet und diese in ein Konzert der Popband Shocking Blue investiert, weil er so auf die Sängerin steht. Er versucht, alle 428 Karten für das Konzert zu kaufen und das gelingt ihm auch. Am große Abend aber ist die Sängerin dick geworden, verpasst lustlos den Einsatz, es gibt keinen Nebel und keine bunte Beleuchtung und nach einem Lied hat die Band keinen Bock mehr. Irgendwann brechen dann die Leute, die keine Eintrittskarten bekommen hatten, die Tür zum Konzertsaal auf und kurze Zeit später schmeißt sich die Sängerin doch noch ins Glitzerkostüm und auch die Band haut rein. Daraufhin beschließt der Erzähler, sich in einer Oben-Ohne-Bar mit Bourbon zu betrinken, aber leider gibt es in der Nähe keine derartige Bar.

Grade Musikfans werden sich in dem einen oder anderen Erzähler auf jeden Fall wiederfinden können, schmunzeln müssen und sich vielleicht auch an die eigene Nase fassen. Auch macht es Spaß, die Hitlisten durchzuschauen, zum Beispiel die „20 unwiderstehlichsten Songs für Frauen“ oder die besten Chansons und mit der eigenen Plattensammlung abzugleichen.
Allerdings ist der größte Kritikpunkt eben auch, dass man all das schon ein bisschen knackiger und mitreißender von Popliteraten wie Nick Hornby oder Benjamin von Stuckrad-Barre kennt.
Trotzdem sind alle Erzähler in Dietmar Sous' Werk liebenswerte und lebensecht gezeichnete Figuren, die die Unwegbarkeiten des Alltags mit Musik zu überwinden versuchen und doch oft genug daran scheitern, sodass man sie schrecklich sympathisch findet und der einen oder anderen Geschichte ein paar Längen verzeiht.

„Vormittag eines Rock'n Roll Beraters“ (Empfehlungen für das Aufnehmen von Kassettenbändern für Verliebte) von Dietmar Sous ist 2004 im Rotbuch-Verlag erschienen.

Kino – die Vorstellung

Lars und die Frauen (Lars and the real girl)
Regie: Craig Gillespie

Starttermin: 13.03.2008

Worum geht es?

Die Story, in die uns dieser Film entführen will, spielt im hohen Norden der Vereinigten Staaten. Nordisch klingt auch der Name des Protagonisten – ein erster Pluspunkt für den Film. Lars Lindstrom ist ein 27-jähriger Junggeselle, der zurückgezogen in der umgebauten Garage hinter seinem Elternhaus lebt, und den Kontakt zu seiner Umwelt auf das Nötigste beschränkt. Wie sehr er auf Distanz geht wird schon in der ersten Szene deutlich, als er von seinem Zimmer aus durch die Fensterscheibe seine Umwelt beobachtet. Er sitzt in seinem selbst gewählten Glashaus. Der Grund dafür bleibt zunächst im Unklaren. Sein Bruder mitsamt schwangerer Frau sind in das Elternhaus gezogen, nachdem der Vater verstorben war. Die Mutter starb bereits bei Lars' Geburt.
Die Schwägerin ist bemüht, Lars in den Alltag der Restfamilie zu integrieren.
Lars mag ein Sonderling sein, aber er geht einer geregelten Arbeit nach und wäscht sich. Nach Auskunft der Ärztin ist er damit nicht verrückt, wie ihn sein Bruder bezeichnet.
Dass er allerdings uns zunächst nicht gerade als normal erscheinen kann, daran trägt Lars Wahl seiner Beziehungspartnerin mit Schuld. Nachdem man ihm nahe gelegt hat, sich endlich eine Freundin zu suchen, bestellt er sich kurzerhand eine so genannte Liebespuppe aus Latex – anatomisch korrekt, wie der vorsichtige Kennerblick der Schwägerin in die Intimzone bestätigt. Für Lars allerdings ist diese Puppe ein „real girl“ - wie der Originaltitel des Filmes treffender bezeichnet.
Die konsultierte Ärztin des Ortes schlägt vor, dass alle sich auf Lars' Wahnvorstellung einlassen, in der Hoffnung, dass Lars selbst wieder zu seinen Sinnen findet. Für die Ärztin ist Lars' Aktion nämlich Ausdruck eines lang verdrängten Problems.
Lars stellt mit seinen Absonderlichkeiten nicht nur seinen Bruder, sondern die ganze Gemeinde auf eine Geduldsprobe...

Und worum geht es denn nun wirklich?

Der Regisseur Craig Gillespie hat sich in seinem Erstlingswerk einem Kernthema des Filmemachens gewidmet.
Vordergründig mag es um die Wandlung eines schwer verletzten Gemütes sein, eines Gutmenschen, dessen wirklicher Schmerz sich hinter seinem Lächeln nur schwer erahnen lässt. Es geht auf dieser Ebene um die Überwindung von selbst gewählter Distanz aufgrund der Angst neuerlichen Verlustes. Nebenbei ist es auch ein Hoch auf die verbindende Kraft der Gemeinde.
Auf einer Metaebene wird über das Wesen des Films reflektiert.
Hier geht es über die Kraft der Imagination, der Identifikation und der Projektion am Beispiel der Beziehung zu einem augenscheinlichen Sextoy.

Mein Fazit:

Am Anfang war ich auch skeptisch, ob dieses Konzept funktioniert: eine Puppe zu beleben und tiefgehende Emotionen auf sie zu übertragen. Aber da diese Angelegenheit vom Filmemacher und der Story sehr ernst genommen wird, gestaltet sich zum Beispiel die Beerdigung von Bianca, so heißt die Brasilianerin mit dänischen Wurzeln, durchaus als rührend, ohne rührselig zu werden. Eine sympathische Dramödie mit einem sehr sympathischen Hauptcharakter, dem man sehr gerne dabei zusieht, wie er sich zurück in die Gesellschaft kämpft.

Der Morgen danach

Die Morgensendung im Hochschulradio Aachen auf der 99,1 MHz

Aktuelle Beiträge

Nachrichten
Neubau-Einweihung an der RWTH Die neugebaute Versuchshalle...
radiot - 20. Dez, 09:07
Nachrichten
Das Autonome Zentrum ist gerettet. Das AZ wird mindestens...
radiot - 2. Nov, 09:50
Nachrichten
Dr. Christina Regenbogen von der Aachen-Jülicher Forschungsallianz...
radiot - 18. Sep, 11:06
Lokalnachrichten
Gestern fanden sich mehrere Menschen am Elisenbrunnen...
radiot - 17. Sep, 11:43
Nachrichten
Die FH Aachen und die Handwerkskammer Aachen kooperieren...
radiot - 13. Sep, 09:26

Suche

 

RSS Box

Status

Online seit 6848 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 20. Dez, 09:07

Credits