Das Kino im Morgen danach
No country for old men
(Filmstart: 28.03.2008)
Oscars: - Beste Regie, Bester Film, Bester Nebendarsteller, Bestes adaptiertes Drehbuch
Dass die Oscarverleihung einen Film auch kommerziell adelt, sieht man am besten im konkreten Vergleich mit der Zuschauerresonanz am Starttag. Diese war gestern im Capitol enorm!
Dass wiederum die Coens ein Gespür für die Erfindung und Ausgestaltung von Typen haben, sieht man anhand dieses Filmes par excellence: Zum Beispiel am Sheriff des kleinen texanischen Ortes, in dessen Nähe die ersten Toten gefunden werden. Ein an sich abgeklärter, ruhiger Vertreter, der einer Dynastie an Gesetzeshütern entstammt. Schließlich bekommt er aber angesichts der aktuellen Geschehnisse zunehmend Zweifel, ob er noch der richtige Mann für diese Zeit ist. Letztlich quittiert er seinen Job, was ihm wahrscheinlich sein Leben rettet.
Die Story, die im Jahre 1980 angesiedelt ist, ist trotz der verschränkten Erzählweise, bei der die Kamera allwissend jedem Charakter folgt, recht simpel: Ein unbeteiligter Vietnam-Veteran entdeckt bei einem Jagdausflug im texanischen Hinterland nach einen fehlgeschlagenen blutigen Drogendeal nicht nur sämtliche Erschossenen inklusive Hund, sondern unter anderem auch einen Geldbetrag von 2 Millionen Dollar für die zu verhandelnden Drogen. Er nimmt das Geld an sich und wird in der Folge nicht nur von der ermittelnden Polizei und den mexikanischen Dogendealern verfolgt, sondern auch von einem mysteriösen Killer, der seine Opfer mitunter auf skurrile Art umbringt. So benutzt er ein druckluftbetriebenes Bolzenschussgerät nicht nur zum Öffnen von Türschlosszylindern, sondern auch zuweilen zum Eliminieren unliebsamer Gäste.
Mit diesem Film knüpfen die Coen-Brüder wieder an ihre durch schwarzen Humor geprägten Filme wie Fargo (1996) oder Miller's Crossing (1990), wo einem das Lachen schon einmal im Halse stecken bleiben kann.
Gerade der Fargo'sche Ton findet sich in den Dialogen zwischen dem Sheriff und seinem Deputy wieder, dessen Langsamkeit im Denken von geradezu meisterlicher Art ist.
Ein Offenbarung schauspielerischer Art ist der hiermit oscar-prämierte Javier Bardem (bekannt aus dm Film Mar adentro/Das Meer in mir [Alejandro Amenabar (The Others)], ein Film über Selbstbestimmung und ein Plädoyer für aktive Sterbehilfe). Ein „sehr lebendiger Geist“, der schier unkaputtbar sein Unwesen treibt und so zu einem ähnlichen Ruf kommt wie der legendäre Keyser Soze.
Ein anderer vor allem visuell beeindruckender Film ist bereits vor zwei Wochen angelaufen. Zu spät für diejenigen Kinogänger, die erst die Bestätigung durch die Acadamy benötigen, ehe sie ihrer eigenen Erwartungshaltung trauen. Dementsprechend waren die Besucherzahlen, wie ich es selber sehen konnte, eher mau am Starttag.
Ich spreche also von „There will be blood“ (Filmstart: 14.02.2008 = Valentinstag)von Paul Thomas Anderson, dem wir auch solche filmischen Schmankerl wie „Boogie Nights“ oder „Magnolia“ verdanken.
Oscars gab's für die Kategorien Bester Hauptdarsteller (Daniel Day-Lewis) und Beste Kamera.
Beide Filme werden dominiert durch die erdrückende Weite des Landes, beide basieren auf Buchvorlagen: Upton Sinclairs Roman „Oil!“ als Vorlage für „There will be blood“, Cormac McCarthys „No country for old men“ war Vorlage für den gleichnamigen Film.
Und beide Filme werden durch die darstellerische Leistungen von Javier Bardem bzw. Daniel Day-Lewis dominiert.
Letztlich bleibt es bei einem Daumen hoch für „There will be blood“ und zwei lange Daumen hoch für „No country for old men“.
Vorhang auf, Film ab.
(Filmstart: 28.03.2008)
Oscars: - Beste Regie, Bester Film, Bester Nebendarsteller, Bestes adaptiertes Drehbuch
Dass die Oscarverleihung einen Film auch kommerziell adelt, sieht man am besten im konkreten Vergleich mit der Zuschauerresonanz am Starttag. Diese war gestern im Capitol enorm!
Dass wiederum die Coens ein Gespür für die Erfindung und Ausgestaltung von Typen haben, sieht man anhand dieses Filmes par excellence: Zum Beispiel am Sheriff des kleinen texanischen Ortes, in dessen Nähe die ersten Toten gefunden werden. Ein an sich abgeklärter, ruhiger Vertreter, der einer Dynastie an Gesetzeshütern entstammt. Schließlich bekommt er aber angesichts der aktuellen Geschehnisse zunehmend Zweifel, ob er noch der richtige Mann für diese Zeit ist. Letztlich quittiert er seinen Job, was ihm wahrscheinlich sein Leben rettet.
Die Story, die im Jahre 1980 angesiedelt ist, ist trotz der verschränkten Erzählweise, bei der die Kamera allwissend jedem Charakter folgt, recht simpel: Ein unbeteiligter Vietnam-Veteran entdeckt bei einem Jagdausflug im texanischen Hinterland nach einen fehlgeschlagenen blutigen Drogendeal nicht nur sämtliche Erschossenen inklusive Hund, sondern unter anderem auch einen Geldbetrag von 2 Millionen Dollar für die zu verhandelnden Drogen. Er nimmt das Geld an sich und wird in der Folge nicht nur von der ermittelnden Polizei und den mexikanischen Dogendealern verfolgt, sondern auch von einem mysteriösen Killer, der seine Opfer mitunter auf skurrile Art umbringt. So benutzt er ein druckluftbetriebenes Bolzenschussgerät nicht nur zum Öffnen von Türschlosszylindern, sondern auch zuweilen zum Eliminieren unliebsamer Gäste.
Mit diesem Film knüpfen die Coen-Brüder wieder an ihre durch schwarzen Humor geprägten Filme wie Fargo (1996) oder Miller's Crossing (1990), wo einem das Lachen schon einmal im Halse stecken bleiben kann.
Gerade der Fargo'sche Ton findet sich in den Dialogen zwischen dem Sheriff und seinem Deputy wieder, dessen Langsamkeit im Denken von geradezu meisterlicher Art ist.
Ein Offenbarung schauspielerischer Art ist der hiermit oscar-prämierte Javier Bardem (bekannt aus dm Film Mar adentro/Das Meer in mir [Alejandro Amenabar (The Others)], ein Film über Selbstbestimmung und ein Plädoyer für aktive Sterbehilfe). Ein „sehr lebendiger Geist“, der schier unkaputtbar sein Unwesen treibt und so zu einem ähnlichen Ruf kommt wie der legendäre Keyser Soze.
Ein anderer vor allem visuell beeindruckender Film ist bereits vor zwei Wochen angelaufen. Zu spät für diejenigen Kinogänger, die erst die Bestätigung durch die Acadamy benötigen, ehe sie ihrer eigenen Erwartungshaltung trauen. Dementsprechend waren die Besucherzahlen, wie ich es selber sehen konnte, eher mau am Starttag.
Ich spreche also von „There will be blood“ (Filmstart: 14.02.2008 = Valentinstag)von Paul Thomas Anderson, dem wir auch solche filmischen Schmankerl wie „Boogie Nights“ oder „Magnolia“ verdanken.
Oscars gab's für die Kategorien Bester Hauptdarsteller (Daniel Day-Lewis) und Beste Kamera.
Beide Filme werden dominiert durch die erdrückende Weite des Landes, beide basieren auf Buchvorlagen: Upton Sinclairs Roman „Oil!“ als Vorlage für „There will be blood“, Cormac McCarthys „No country for old men“ war Vorlage für den gleichnamigen Film.
Und beide Filme werden durch die darstellerische Leistungen von Javier Bardem bzw. Daniel Day-Lewis dominiert.
Letztlich bleibt es bei einem Daumen hoch für „There will be blood“ und zwei lange Daumen hoch für „No country for old men“.
Vorhang auf, Film ab.
radiot - 29. Feb, 12:12
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