7
Dez
2007

Wie eine Klimaschutzaktion die allgemeine Stromversorgung bedrohen kann

Wie eben in den Nachrichten berichtet soll morgen ein sichtbares Zeichen zum Weltklimaschutz gesetzt werden – indem man nichts sieht. Zwischen 20 Uhr und 20:05 Uhr Ortszeit soll das Licht erlöschen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und in der Schweiz. So gut gemeint die von Greenpeace, BUND und dem World Wildlife Fund initiierte Aktion auch ist – Experten befürchten allerdings Stromausfälle, die sogar weite Teile Europas lahm legen könnten.

Was genau ist das Problem?
Die Klimaschutzaktion "Licht aus! Für unser Klima", die morgen stattfinden soll, hat schon im Vorfeld für eine große Resonanz gesorgt. Beworben von Prominenten wie Barbara Schöneberger und medial unterstützt von Pro7, „Bild“ und „Google“ haben Kommunen, Kirchen und Parlamente nachgezogen und beschlossen, berühmte Bauwerke und nationale Symbole wie den Kölner Dom oder das Brandenburger Tor zu verdunkeln. Auch der weltgrößte Weihnachtsbaum, der in Dortmund steht und mit seinem gewaltigen Lichterornament so viel verbraucht wie vier Haushalte im ganzen Jahr, soll abgeschaltet werden.
Dies klingt erst einmal nicht wirklich schlimm – eher gemütlich.
Die deutsche Gemütlichkeit wäre aber gefährdet, wenn sich zu viele daran beteiligen. Die großen Netzbetreiber RWE und e.on warnen vorsorglich vor ungeplanten Stromausfällen, wenn sich nicht nur Privathaushalte an der Aktion beteiligen, sondern noch die Industrie in Form von Porsche, BMW, Bosch oder der Telekom.

Der Weniger-ist-mehr-Effekt
Eigentlich, so denkt der Normalverbraucher, müsste, wenn das Licht ausgeschaltet wird, mehr Strom zur Verfügung stehen, da weniger verbraucht wird. Und trotzdem soll es zu Stromausfällen kommen. Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Mitnichten, insofern man Folgendes bedenkt: Wenn das Licht abgeschaltet wird, stehen in Kraftwerken Stromkapazitäten ungenutzt zur Verfügung. Ein Kraftwerk kann man nicht ohne weiteres, vielmehr nicht sofort herunterfahren. Die Energie muss allerdings irgendwohin geleitet werden. Zwar gibt es eine gewisse Anzahl von so genannten Pumpspeicherkraftwerken, die die Zusatzenergie dabei verbrauchen, Flußwasser in hochgelegene Talsperren pumpen. Dieses Arsenal zur Regulierung ist aber begrenzt, und bleibt nach wie vor eine Überlast bestehen, führt dies zu einer negativen Rückkopplung, woraufhin automatische Sicherungssysteme die Übertragungsleitungen abschalten. Die Folge: es wird großflächig ungewollt dunkel.
Der Leiter des Instituts für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft an der RWTH Aachen, Hans-Jürgen Haubrich, der unter Energietechnikern als eine Art „Netz-Papst“ gilt, hat ausgerechnet, wie viele Haushalte sich maximal beteiligen dürften, bevor das Stromnetz überlastet werden würde. Es gibt 3000 Megawatt „Regelenergie“, von Klein- und Wasserkraftwerken bereitgestellte Energie, die dafür sorgt, dass Verbrauchsschwankungen störungsfrei ausgeglichen werden.
Wenn man pro Haushalt nun lediglich drei 100-Watt-Glühbirnen veranschlagt, reichen schon 10 Millionen Haushalte aus, um das Gleichgewicht von Energiebereitstellung und Verbrauch zum Kippen zu bringen. Aufgrund der gewaltigen Vorab-Resonanz sind das keine unrealistischen Zahlen.

Die Crux der Kooperation
Nicht nur Deutschland könnte von Stromausfällen betroffen sein, sondern ganz Europa. Dies kommt daher, da Deutschland, was den Stromtransport angeht, Transitland Nummer 1 in Europa ist. Das Stromnetz ist schon lange keine nationale Angelegenheit mehr. Und gerade in Deutschland laufen viele Fäden zusammen. Laut RWE gibt es in keinem Land der EU mehr Kuppelstellen, also Orte, in denen die Höchstspannungsnetze der Länder miteinander verbunden sind – als hier.
Wenn es also zu Stromausfällen innerhalb Deutschlands kommt, so sind diese auch potenziell grenzüberschreitend. Da sich auch Österreich und die Schweiz an der Aktion beteiligen wollen, könnten zusätzlich weitere acht Millionen Haushalte die Regelleistung von 3000 Megawatt empfindlich schwächen.
Nun könnte man meinen, dass man nur zeitgleich genügend andere elektrische Geräte einschalten müsste, dann könnte man die Gefahr des flächendeckenden Stromausfalls prinzipiell abwenden. Dann würde die Aktion im Dienste des Klimaschutzes natürlich ad absurdum geführt.
Morgen also laden Prominente und Naturschutz-Organisationen zum 5-Minuten-Candle-light-dinner ein. Warum die Licht aus!-Aktion von den großen Netzbetreibern und Wissenschaftlern als riskant eingestuft wird, bloggte uns Elmar.

Handybattle Ade

Es ist vorbei...
Unser Waldi hat heute das Handtuch geworfen und vorzeitig das Handybattle beendet. Er hat die Woche über gelitten wie ein Hund und sich tapfer geschlagen - aber jetzt konnte er nicht mehr.
Was nun aus ihm wird und was ihm als Verlierer passieren wird, erfahrt ihr in der nächsten Woche ab Montag im Morgen danach.
Sabrina weiß derweil nichts von ihrem Glück und muss das Wochenende trotzdem ohne ihren Mobilfunkapparat überstehen.

"Der Morgen Danach"

Der Morgen nach der KoWii/TK-Party. Unser unausgeschlafener und überaus verkaterter Moderator Philipp von Kageneck hatte wieder viel zu erzählen.
Themen der Sendung:
  • Handyspecial: unsere Kandidaten rüsten sich für's Wochenende
  • Stadtarchäolog im Interview
  • Wenn's Licht ausgeht wird's zappen duster
  • Icke & Er im Interview
  • Eishockey Uni-Cup

Der Morgen danach

Die Morgensendung im Hochschulradio Aachen auf der 99,1 MHz

Aktuelle Beiträge

Nachrichten
Neubau-Einweihung an der RWTH Die neugebaute Versuchshalle...
radiot - 20. Dez, 09:07
Nachrichten
Das Autonome Zentrum ist gerettet. Das AZ wird mindestens...
radiot - 2. Nov, 09:50
Nachrichten
Dr. Christina Regenbogen von der Aachen-Jülicher Forschungsallianz...
radiot - 18. Sep, 11:06
Lokalnachrichten
Gestern fanden sich mehrere Menschen am Elisenbrunnen...
radiot - 17. Sep, 11:43
Nachrichten
Die FH Aachen und die Handwerkskammer Aachen kooperieren...
radiot - 13. Sep, 09:26

Suche

 

RSS Box

Status

Online seit 6848 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 20. Dez, 09:07

Credits